Ich DARF noch für ein weiteres Jahr bleiben.
YAY!
Gleiche Konditionen, versteht sich.
Wer will schon mehr Geld oder legt Wert auf ne Beförderung?
Alles Quatsch!

das Telefon steht still.
Schon seit Wochen. Ich hab sogar schon geschaut, ob es überhaupt noch funktioniert.
Wenn ich morgens zur Arbeit fahre ist es dunkel und die Stadt wie ausgestorben. Ich bekomme den vordersten Parkplatz, das ist gut und steigert zum ersten mal an diesem Morgen meine Stimmung.
Ich zucke zusammen und bin verlegen als mir ein Fremder auf meinem Weg im Vorbeigehen einen guten Morgen wünscht. Ich bin über mich selbst erschrocken, sage nichts und schaue weg.
- Parkplatzeuphorie wieder im Eimer.
`Sowas Dämliches´ denke ich mir und ärgere mich über mich selbst.
Im Radio spielen sie den ganzen Tag immer den selben weichen Pop/Rockbrei und morgends um 5 schreien mir schon Rosenstolz und Silbermond von Herz und Schmerz und Sicherheit in dieser unsicherern Zeit die Ohren voll. Davon bekommt man Krebs. Ohrenkrebs. Ich bahne mir meinen Weg zur Kaffeemaschine und beschließe ich bräuchte eigentlich Schnaps.
Ich beschließe des Weiteren mich nicht ohne persönliches Anliegen über meine missmutigen, schlecht gelaunten Kollegen zu ärgern. Ok, morgens muss jeder erst mal munter werden, aber für manche ist es besser sie würden gar nicht erst aufstehen.
Zwischen musikalischen Vergewaltigungsfällen wird im Radio immer wieder von Verkehrsstaus, Urlaubsreisewelle und super Sonnenschein an den Feiertagen erzählt. Mir scheint die Sonne maximal ausm Arsch während sich Deutschland an meinen mundgerecht geschnittenen Papayahäppchen satt isst und noch mit vollem Mund nach MEHR schreit. Und ich renn wieder los.
Wenn ich in den Feierabend entlassen werde will ich nicht gehen. Ich versuche Zeit zu schinden. Schließlich wartet nur eine leere Wohnung auf mich und meine grummeligen Kollegen sind ohnehin schon weg. So ziehe ich dem einen oder anderen Lachs in aller Ruhe noch ein paar Gräten, um ihn anschließend luftdicht abgeschlossen in das ewige Eis zu verbannen und schneide noch ein paar mundgerechte Papayahäppchen.
Und als ich nach Hause komme überprüfe ich als aller erstes das Telefon, um zu sehen, ob es noch funktioniert.

Einen Blumenstrauß binden funktionierte besser als ich dachte. Die Reservierungsbestätigung schmiss ich zusammen, ohne vorher je selbst eine verfasst zu haben. Doch mein größter Fehler war ein unbenutztes Paar Schuhe als Dekoration mit auf den Tisch zu stellen. Laut Jury ein unglaubliches Verhalten!
Und schon war ich den Titel los. Dann noch ein Jurymitlied und meine Personalchefin am Tisch, jeden Handgriff beobachtend.
Und ich bin froh, dass alles vorbei ist.

Seit einem Monat habe ich keinen Namen mehr. Ich bin nur noch DAS "Azubilein".
So wie mir der Name fehlt, habe ich auch keine Piepsstimme oder Konfektionsgröße 34, wie meine Kolleginnen.
Blöd, sonst wüsste man vielleicht mittlerweile wie ich heiße. Ist ja auch schwer, wenn man alle 2-3 Monate einen neuen Auszubildenden in seine Abteilung bekommt.
Diese ganzen Namen immer!
Wenn Muddi einen guten Tag hat, darf ich auch mal ihr Geschirr weg bringen. Und wenn der Tag noch besser ist, dann darf ich sogar nicht nur für meine Kolleginnen Kaffee holen sondern auch für Muddi!
Ans Telefon gehen darf ich nicht-Qualitätsicherung und so. Ich darf Akten abheften. Zwischndurch mal was aus dem Drucker holen, faxen. Müll weg bringen- eben all die Sachen weswegen ich Abitur machte!
Bitte nicht zu viele Fragen stellen, mitschreiben!
Schreiben, ja, schreiben kann ich. Sogar meinen eigenen Namen schon.
Während Muddi mit 32 kinderlos und schon das erste mal geliftet ist (was im Übrigen nichts gebracht hat), fährt sie immerhin einen Mercedes.
Aber von ihren Mädels "Mutti" genannt zu werden reicht schließlich zum Glücklichsein.

Gottseidank weiß ich im zweiten Lehrjahr endlich wie man den Kaffeeautomaten bedient! Sowas lernt man nicht bis zur zwölften Klasse!

Sie haben das schönste Lächeln!
Bei ihnen ist es nicht nur der Mund, der lacht,
nein,
sogar die Augen lächeln ganz herzlich.
So etwas hat man nicht sehr häufig in einem Restaurant.

sie kam auf mich zu, nahm meine Hand und dankte mir für eine wundervolle Woche. Ich habe ihren Urlaub unvergesslich gemacht. Fast hätte ich sie umarmt, wären da nicht die anderen Gäste gewesen.
Sie bestellte stets einen extra heißen Latte Macchiato, zum Leidwesen der Kollegen, die darüber nur Witze rissen. Als ich sie gestern weder morgens noch abends sah, wie jeden Tag zvor in der vergangenen Woche, fragte sie nach mir. Nach zwei Tagen sprach sie mich mit Vornamen an-nach mehr Bestätigung in dem, was ich mache, kann ich nicht verlangen. Und das ist ausreichend, um zu wissen wofür ich das hier alles mache.

...zur Silvestergala 2007

jetzt ist es so weit, er salamander ist am Ziel seiner langen Reise- etwas länger hat es gedauert, er musste viele Kilometer krabbeln, aber jetzt, nach ein paar Monaten ist er angekommen im hohen Norden. Dort wo es so kalt ist. Manchmal wünscht er sich wieder zurück, in sein relaxtes Leben. Aber eigentlich ist er gerade ganz zufrieden. Und ab jetzt kann er auch ab und zu dafür sorgen, dass diese Seite hier nicht die langweiligste der Welt ist.